Diez, Stefan
Möbel- und Industriedesign
Der Münchner Stefan Diez gehört zu den aufstrebenden Designern der neuen Generation in Deutschland. Doch beschränkt sich sein Erfolg längst nicht mehr nur auf sein Heimatland. Mittlerweile haben ihn seine innovativen Experimente insbesondere mit Holz auch international bekannt gemacht.
Diese Begeisterung für Holz und überhaupt alle natürlichen Materialien, genauso wie der Drang, mit seinen eigenen Händen etwas zu schaffen, sind ihm als Sohn, Enkel und Urenkel von Schreinern und Kunsttischlern bereits in die Wiege gelegt. So überrascht es wenig, dass auch Diez selbst eine Schreinerlehre macht und ein Architekturstudium beginnen möchte. Dieser Berufswunsch ändert sich jedoch zugunsten des Industriedesigns, als er begeistert und fasziniert Studenten bei der Entwicklung und Gestaltung eines Föhns beobachtet.
Durch das Wissen, das er sich im Anschluss an sein Studium nach und nach bei seinem Mentor Richard Sapper und dem deutschen Industriedesigner Konstantin Grcic aneignet, entwickelt Stefan Diez allmählich seinen ganz eigenen Stil, der geprägt ist von minimalistischen Formen und einer feinen handwerklichen Verarbeitung. Überhaupt ist ihm das Handwerk sehr wichtig, weshalb er bei all seinen Projekten ohne große Skizzen oder Computeranimationen von dem Material selbst ausgeht, aus dem das Produkt später auch tatsächlich gefertigt werden soll. So kann Diez seinen Entwurf aus einer Perspektive betrachten, die es ihm ermöglicht, die passende Form automatisch und intuitiv zu finden.
Trotz seiner noch relativen jungen Karriere haben ihm seine Arbeiten, die von Möbeln und Leuchten, über Küchenutensilien bis hin zu Wohnaccessoires reichen, inzwischen schon zahlreiche Auszeichnungen eingebracht und Stefan Diez für führende Hersteller zu einem begehrten und viel gefragten Designer gemacht.
Heute lebt er mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern in München, wo er in seinem eigenen Studio für Unternehmen wie Wilkhahn, Emu, e15, Thonet, Hay, Authentics oder Rosenthal arbeitet.
1971
Stefan Diez wird im oberbayerischen Freising als Sohn einer traditionsreichen Tischlerfamilie geboren.
1991
Diez tritt in die Fußstapfen seiner Vorfahren und macht ebenfalls eine Ausbildung zum Möbelschreiner.
1996
An der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart schließt Stefan Diez sein Studium des Industriedesigns mit dem Diplom ab. Danach sammelt er in Mailand erste berufliche Erfahrungen bei dem Designer Richard Sapper, mit dem ihn vor allem die Liebe zu Form, Funktionalität und Verspieltheit von Produkten verbindet.
2002
Stefan Diez verlässt Mailand und tritt in München eine Stelle im Studio des deutsch-serbischen Designers Konstantin Grcic an.
2002
Zusammen mit seinem Studienfreund Christophe de la Fontaine wird er bei der Salone Satellite, der Nachwuchsausstellung im Rahmen der Mailänder Möbelmesse, mit dem “Design Report Award“ ausgezeichnet.
2003
Bei der Internationalen Möbelmesse in Köln gewinnen Stefan Diez und der Luxemburger Christophe de la Fontaine mit ihrer “Instant Lounge“ den “Interior Innovation Award“ in der “best of the best“-Kategorie. Der faltbare Stuhl aus Sperrholz und Kunststoff bietet besonders bei Veranstaltungen im Freien eine praktische Sitzgelegenheit, die je nach Bedarf schnell und platzsparend transportiert und verstaut werden kann.
2003
Nach seiner Zeit bei Grcic wagt Diez schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffnet ein eigenes Designbüro in einer ehemaligen Schreinerei im Münchener Glockenbachviertel.
2003
Mit “BIG BIN“ gelingt Stefan Diez ein flexibles, nahezu revolutionäres Transport- und Aufbewahrungssystem. Die Boxen aus ABS-Kunststoff konzipiert der Designer so, dass sie entweder einzeln als Transportbehälter genutzt oder aber an den seitlichen Tragegriffen schnell zu einem stabilen Regal verknüpft werden können. Außerdem sind die von Authentics produzierten Container ineinander stapelbar und können so platzsparend verstaut werden.
2004
Der Jungunternehmer Stefan Diez entwirft für Rosenthal das Geschirrset “Genio“, bei dem er besonderes Augenmerk darauf legt, wie die Lebensmittel am besten serviert werden können. Daher gibt es zu jedem Topf, jeder Pfanne und jedem Röster aus Metall ein etwas größeres Gegenstück aus Porzellan, in das die Metallbehälter gestellt und so geschmackvoll gereicht werden können.
2004
Mit “Tema“ designt Diez weitere Küchenutensilien. Die Besteckserie, die von Rosenthal gefertigt wird, besteht aus 25 Einzelteilen, die verschiedene Sets für beispielsweise Fisch, Pasta oder kleinere Snacks bilden; auch eines speziell für Kinderhände ist dabei. Zentrales Motiv von “Tema“ ist die Neuinterpretation der typischen flachen Griffenden. Stefan Diez positioniert dieses flache Element hier aber nicht am Ende, sondern zwischen Besteckkopf und Griff, was den Klassiker in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.
2004
Stefan Diez gestaltet eine Ausstellung, die seine bisherigen Topf- und Besteckserien für den Haushaltswarenhersteller Rosenthal präsentieren soll. Besonderes Highlight ist hier das Mobile aus pulverbeschichtetem Blech, an das der Designer die verschiedenen Besteckteile seiner “Tema“-Serie hängt und so zugleich eine Alarmanlage konstruiert, für den Fall, dass jemand Teile zu entfernen versucht.
Zu sehen ist die Ausstellung während des Design Parcours im Bayerischen Nationalmuseum München.
2005
Als A&W-Designer 2005 schlägt Richard Sapper seinen ehemaligen Assistenten Stefan Diez für den A&W-Mentorpreis vor.
2005
Für seine Geschirrkollektionen “Tema“ und “Genio“ wird Stefan Diez mit dem RedDot Award ausgezeichnet.
2005
In seiner Heimatstadt wird dem Designer der Förderpreis der Stadt München für angewandte Kunst verliehen.
2006
Die Möbelkollektion “Bent“, die Stefan Diez und Christophe de la Fontaine zusammen für Moroso entworfen haben, kommt auf den Markt. Zu der Serie gehören Tische, Bänke und Stühle, die aus farbenfrohem, pulverbeschichtetem Aluminium gefertigt sind. Das Designer-Duo formt das Material mit Hilfe von Lochmustern zu Möbeln mit facettenreicher geometrischer Erscheinung.
2006
Für sein Küchengeschirr “Genio“, das von der Firma Rosenthal gefertigt wird, erhält Stefan Diez den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland.
2007
Das Team um den Münchner Stefan Diez entwirft den Stuhl “404F“, das erste Objekt der 404-Serie, die in Zusammenarbeit mit dem Möbelhersteller Thonet entsteht. Angelehnt an die Tradition der Bugholzmöbel, die auf den Firmengründer Michael Thonet zurückgeht, lässt Diez hier Sperrholz in einem neuartigen Verfahren formen und schafft so eine moderne Version der bekannten Kaffeehausstühle des 19. Jahrhunderts.
Besonderes Merkmal des “404F“, der insbesondere mit seiner Leichtigkeit und der raffinierten Linienführung überzeugt, ist der Knoten unter der Sitzfläche. Dort laufen Stuhlbeine und Armlehnen zusammen und sorgen so für eine zusätzliche Stabilisierung.
2008
Zum Stuhl “404F“ von Thonet und Diez kommen Tische und Barhocker hinzu und komplettieren die Kollektion.
2009
E15 präsentiert in Mailand die ersten beiden Stühle (mit und ohne Armlehnen) der in Zusammenarbeit mit Stefan Diez entstandenen “Houdini“-Familie. In einem ungewöhnlichen Produktionsverfahren wird dünnes Eichenfurnier so geformt, dass sich Rückenlehne und Sitzschale kurvenreich um das Gestell legen. Bei dieser Kollektion ist besonders augenscheinlich, wie gerne Stefan Diez die Grenzen des Materials Holz auslotet.
2009
Für den Stuhl “404F“ wird Stefan Diez mit dem iF Gold Award ausgezeichnet.
2010
Für den Entwurf der Reisetasche “Papier“ erhält er zusammen mit seiner Frau Saskia den Silbernen Designpreis der Bundesrepublik Deutschland. Das Ehepaar Diez kreiert hier eine Tasche aus synthetischem Papier, das schmutzabweisend, voll recycelbar und überraschend strapazierfähig ist.
2011
Die “Chassis“-Stühle, die Diez für die Firma Wilkhahn entworfen hat, werden auf der Mailänder Möbelmesse präsentiert. Bei seinem innovativen Universalstuhl kombiniert Stefan Diez den hochmodernen Herstellungsprozess der Space-Frame-Technologie mit präziser Eleganz. Das Ergebnis ist ein Stuhl, der dank des Gestells aus Stahlblech und den unterschiedlichen Textilpolsterungen der Kunststoffsitzschale vor allem mit Komfort und Belastbarkeit überzeugt.
Noch im selben Jahr gewinnt Diez mit dem “Chassis“ den RedDot Award (Best of the Best Seating) und den “ICFF Editors Award“.
2011
Die 404-Kollektion wird in der Villa Noailles im französischen Hyères ausgestellt.
2012
Stefan Diez wird in diesem Jahr gleich zweimal mit dem “German Design Award“ ausgezeichnet: einmal bekommt er den Award in Gold für die Kollektion “Houdini“ von e15 und einmal erhält er ihn in Silber für die “Chassis“-Stühle, die von Wilkhahn produziert werden.
2013
Das dänische Möbellabel Hay bringt das Stauraumsystem “New Order“ auf den Markt, das erste Produkt, das in Kollaboration mit Stefan Diez entstanden ist.
Oberstes Ziel der deutsch-dänischen Partnerschaft ist ein Regal, das genau so individuell ist wie die Menschen, die es verwenden. Diese Flexibilität erreicht der Designer einerseits dadurch, dass “New Order“ wahlweise frei im Raum oder an der Wand stehen kann. Andererseits kann das System dank der abnehmbaren Holztüren und –wände als Schrank genauso wie als offenes Regal zum Einsatz kommen.
2013
Für sein Outdoor-Liege “Tropez“, die er für Gandia Blasco entworfen hat, wird Diez mit dem “Wallpaper Design Award“ in der Kategorie “Best domestic design“ ausgezeichnet.
Die klaren Linien sind dem Erscheinungsbild typischer Segelboote der 1920er und 1930er Jahre nachempfunden. Das thermolackierte Aluminiumgestell polstert der Designer mit Kissen aus Polyurethanschaum, die mit wasserabweisendem Stoff überzogen werden. Damit bringt Stefan Diez den Komfort von Bett und Sofa auch in den Garten.
2014
Der Stuhl “Kitt“ ist das zweite Projekt des dänischen Möbelherstellers Hay und des deutschen Designers Stefan Diez. Der “Kitt“ sticht besonders mit seiner runden Gesamterscheinung hervor, die auch dadurch entsteht, dass Sitzfläche und Rückenlehne gleich groß gestaltet sind. Seiner Kreativität lässt Diez hier beim Spiel mit den Materialien freien Lauf, indem er die Stuhlbeine, Sitzfläche und Rückenlehne aus Holz und den Rahmen der Sitzfläche aus robustem Polyamid fertigen lässt. So hat er die Freiheit, das Polyamid entweder farblich auf das Holz abzustimmen oder eben einen andersfarbigen Akzent zu setzen.
2014
Stefan Diez erhält den Interior Innovation Award für seine Sitzmöbel “This That Other“. Der Münchner bringt hier robustes, eichenfurniertes Schichtholz in eine abgerundete Form und verbindet so schlichte Details und hohe Qualität mit modernem Zeitgeist.
2015
Die EMU Group bringt die von Stefan Diez entworfene Möbelkollektion “YARD“, die aus Tischen, Beistelltischen, Stühlen und Liegen besteht, auf den Markt. Bei den Sitzmöbeln setzt Diez für Sitzfläche und Rückenlehne auf elastische Gurte, die er auf innovative Weise verflicht und mit dem Aluminiumgestell verbindet. So schafft er komfortable Sitzgelegenheiten für den Innen- und Außenbereich. Die Tische überzeugen mit ihren Platten aus Kermamik, Aluminium oder Edelstahl.
2015
Stefan Diez wird für seinen YARD-Lounge Chair mit dem RedDot Award ausgezeichnet.
2015
Das Wallpaper Magazine würdigt das besondere Design des YARD-Armchair mit der Verleihung seines jährlichen Design Awards.
2015
Das dänisch-britische Kooperationsunternehmen Wrong for Hay bringt die Leuchte “Rope Trick“ auf den Markt. Wie von Zauberhand lässt Stefan Diez den Lampenschirm über einen elastischen Textilschlauch gleiten. So ist die Stehleuchte je nach gewählter Position mal diskreter Deckenstrahler, mal strahlende Leselampe.