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Castiglioni, Achille

Industriedesign, Möbeldesign, Architektur

 

Der Mailänder Designer Achille Castiglioni, Sohn des Bildhauers Giannino Castiglioni, ist der jüngste der drei Castiglioni-Brüder. Wie schon seine beiden älteren Brüder Livio und Pier Giacomo studiert auch er Architektur und arbeitet nach Abschluss seines Studiums in deren Architekturbüro mit. Nachdem Livio das Büro verlassen hat, führt Achille dieses mit seinem Bruder Pier Giacomo fort, wobei sie sich nunmehr verstärkt dem Design widmen. Die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Brüder, die besonders mit ihren Leuchten große Erfolge einfahren, hält bis zum Tod von Pier Giacomo im Jahr 1968.

Die Werke Achille Castiglionis zeichnen sich vor allem durch Funktionalität und Formschönheit aus, was auch die Philosophie des Designers wiederspiegelt („So raffiniert und so einfach - das gefällt mir!“). Bei all seinen Entwürfen setzt er gezielt das Mittel der Zweckentfremdung ein und strebt nach der minimalen Form.

Mit seinem eher unkonventionellen Ansatz hat er das Design des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt und gilt Designern unterschiedlichster Altersklassen und Stilrichtungen als Vorbild. Etliche seiner Werke werden in die Sammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen.

 

1918

Achille Castiglioni wird in Mailand geboren.

1944

Castiglioni promoviert an der Technischen Hochschule Mailand in Architektur und wird Partner im Architekturbüro seiner Brüder Livio und Pier Giacomo.

1952

Livio verlässt das gemeinsame Studio und geht fortan eigene Wege. Die Arbeit zwischen Pier Giacomo und Achille Castiglioni entwickelte sich über die Jahre äußerst positiv, so mancher Designentwurf entstammt aus der Feder dieses kongenialen Teams.

1954

Die Brüder Castiglioni entwerfen für das Unternehmen Flos die Stehleuchte “Luminator“, einen Deckenstrahler für indirektes Licht.

1955

Die Leuchte “Luminator“ wird mit dem “Premio Compasso d’Oro“ ausgezeichnet.

1956

Das Büro der Brüder Pier Giacomo und Achille Castiglioni entwirft die Pfarrkirche San Gabriele Arcangelo in Mater Dei.

1957

In der Villa Olmo in Como findet erstmals die Ausstellung "Colori e forme nella casa d'oggi" statt. Dort präsentieren Achille Castiglioni und sein Bruder den Hocker “Mezzadro“, bestehend aus auf einem Untergestell befestigten Traktorsitz, und den Hocker “Sella“, der einen Fahrradsattel als Sitz hat. Beide werden später von der Firma Zanotta produziert.

1958

Die Castiglioni-Brüder entwerfen das Gebäude der Industrie- und Handelskammer in Mailand.

1960

Castiglioni erhält den “Premio Compasso d'oro“ für seinen Stuhl “T 12 Palini“.

1960

Achille Castiglioni entwirft zusammen mit seinem Bruder die Hängeleuchte “Taraxacum“ für Heisenkeil. Dieses Designerstück erinnert an einen Schmetterlingskokon und wird heute von dem italienischen Label Flos im sogenannten Cocoon-Verfahren hergestellt, eine von Flos patentierte Technik, der das Label seinen exzellenten Ruf verdankt.

1960

Die Brüder Achille und Pier Giacomo Castiglioni entwerfen die Hängeleuchte “Viscontea“ für Heisenkeil. Hier haben die Brüder eine Leuchte geschaffen, die vor allem durch ihre Lichtinszenierung für eine entspannte und zum Verweilen einladende Atmosphäre sorgt. Ebenso wie die “Taraxacum“ wird auch die “Viscontea“ von Flos im Cocoon-Verfahren hergestellt.

1960

Ebenfalls für Heisenkeil entwerfen die Brüder die Tischleuchte “Gatto“, eine klassische kleine Lampe, die mit ihrer einem Heißluftballon ähnelnden Form und einer ganz eigenen Dynamik hervorsticht. Das Design, das für ein angenehmes Licht sorgt, entspricht dem Industriedesign der 1960er Jahre.

1961

Für das Brauhaus und Restaurant “Splügen Bräu“ entwerfen die Castiglioni-Brüder die gleichnamige Pendelleuchte, welche für direktes Licht sorgt. Heute wird die Lampe von Flos aus gedrehtem Aluminium, das poliert und zaponlackiert ist, hergestellt.

1962

Die in diesem Jahr neugegründete Firma Flos, für die Castiglioni zahlreiche Lampen entwerfen wird, bringt die Leuchten “Taraxacum“, “Spügel Bräu“  und “Gatto“ auf den Markt.

1962

Die von den Brüdern Achille und Pier Giacomo für Flos entworfene Stehleuchte “Arco“ ist ein ultimatives Kultobjekt aus edlem Carrara Marmor und rostfreiem Edelstahl. Aufgrund ihrer imposanten, aber dennoch stilvollen und dezenten Erscheinung verleiht sie jedem Wohnraum eine gewisse Würde. Die Stehleuchte wird später in die ständige Ausstellung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen.

1964

Die Brüder werden mit dem “Premio Compasso d'oro“ für ihren Bierzapfer “Spinamatic“ ausgezeichnet.

1968

Nach dem Tod seines Bruders Pier Giacomo führt Achille Castiglioni das gemeinsame Designbüro fortan alleine weiter.

1970

Achille Castiglioni entwirft zusammen mit seinem italienischen Designer-Kollegen Pio Manzù den Deckenstrahler “Parentesi“ für Flos. Der italienische Name bedeutet übersetzt „klammern“ bzw. „Klammer“ und soll das Prinzip des Strahlers beschreiben. Die Leuchte, die an einem zwischen Decke und Boden „geklammerten“ Stahlseil befestigt ist, kann eben durch diese Klammerung flexibel in der Höhe verstellt werden.

1970

Achille Castiglioni wird Professor für Industriedesign am Polytechnikum in Turin, wo er bis 1980 lehrt.

1975

Achille Castiglioni kreiert die Tischlampe “Aoy“, die von Flos produziert wird. Die große zylindrische Tischleuchte aus transparentem Kristallglas mit opalweißem Glasdiffusor kann mit einem Zwei-Stufen-Schalter reguliert werden und sorgt so für eine diffuse Lichtverteilung.

1978

Castiglioni entwirft die Hängeleuchte “Frisbi“. Hier gelingt dem Designer die wohl beste Lösung für die Beleuchtung von Essecken, eine Lampe, die für eine Beleuchtungskombination aus direktem, indirektem und diffusem Raumlicht sorgt. Die weiße Kunststoffscheibe ist an drei feinen Drahtseilen befestigt und schwebt scheinbar schwerelos im Raum.

1979

Achille Castiglioni erhält den “Premio Compasso d'Oro“ für das Krankenbett Omsa.

1979

Die von Castiglioni und Manzù entworfene Pendelleuchte “Parentesi“ wird mit dem “Compasso D’Oro“ ausgezeichnet.

1980

Achille Castiglioni entwirft die Tischleuchte “Gibigiana“, die von Flos produziert und vertrieben wird. Die kegelförmige Lampe „versteckt“ in ihrem „Kopf“ eine kleine, stufenlos dimmbare Reflektorlampe, mit der das gebündelte Licht gezielt auf eine gewünschte Stelle gerichtet werden kann. Dadurch werden andere Personen nicht geblendet, was sie zur optimalen Leselampe, beispielsweise für das Schlafzimmer, macht.

1980

Castiglioni beendet seine Lehrtätigkeit am Polytechnikum in Turin.

1982

Die für Flos entworfene Leuchte “Moni“ ist eine zeitlose Lampe mit futuristischem Touch. Mit der speziellen Halterungsplatte sorgt Achille Castiglioni dafür, dass ihr nach unten gerichtetes Licht ein extravagantes, strahlenförmiges Muster an die Raumdecke wirft.

1982

Die kleine Wandleuchte “Giovi“, ebenfalls von Castiglioni für Flos entworfen, wirft ihr Licht wie Sonnenstrahlen an die Wand.

1983

Der Designer entwirft den Becher “Paro“ für Danese.

1982

Achille Castiglioni wird Dozent für Raumgestaltung und Industriedesign am Polytechnikum in Mailand. Er lehrt dort bis 1986.

1984

Das Österreichische Museum für Angewandte Kunst in Wien zeigt die Ausstellung "Achille Castiglioni".

1984

Achille Castiglioni wird mit dem “Premio Compasso d'Oro“ für das Besteck “Dry“ ausgezeichnet, das er für das italienische Traditionsunternehmen Alessi entworfen hat. Der Designer hat hier ein zeitloses, durch Formschönheit bestechendes Besteck geschaffen. Das Besteck aus hochwertigem Edelstahl überzeugt besonders mit dem effektvollen Wechsel zwischen mattierten und polierten Flächen, was die elegante Linienführung nochmals unterstreicht.

1985

Castiglioni wird Ehrenmitglied des “Committee of Advisors” am Art Center College of Design von Pasadena, Kalifornien, und von Montreaux, Schweiz.

1986

Die Royal Society of Art in London macht den Italiener zum Ehrenmitglied der Faculty of Royal Designers for Industry.

1987

Achille Castiglioni wird die Ehrendoktorwürde des Royal College of Art in London verliehen.

1988

Castiglioni entwirft die Pendelleuchte “Taraxacum88“, deren Leuchtkörper aus 20 gepressten und polierten Aluminiumdreiecken mit Glühbirnen besteht. Sie ist eine kultige und zugleich zeitlos moderne Leuchte, die von Flos hergestellt wird.

1988

Einige Werke von Castiglioni werden auf der Ausstellung "Le città del mondo e il futuro delle metropoli", XVII Triennale, Palazzo dell'arte, in Mailand gezeigt.

1989

Castiglioni wird erneut mit dem “Compasso d'Oro“ ausgezeichnet, dieses Mal mit besonderer Erwähnung: “Für das, durch seine unersetzbare Erfahrung erlangte Erheben des Designs zu den größten Kulturwerten”.

1992

Achille Castiglioni entwirft die Leuchtenserie “Brera“ für Flos, bestehend aus mehreren Stehleuchten, einer Wand- und Deckenleuchte und der Hängeleuchte Brera S. Die Schirme dieser Kollektion erinnern allesamt an ein Ei und vereinen Leichtigkeit und schlichtes klassisches Design.

1993

Achille Castiglioni  erhält den Jahrespreis “The Chartered Society of Designer” in London.

1994

Der Designer bekommt den Preis “Primavera del Design” des ”Dipartimento di Cultura”, Katalonien.

1995

Seine Werke werden in der Ausstellung "A la Castiglioni" im “Centre d'Art Santa Monica“, Barcelona, gezeigt.

1995

Achille Castiglioni wird in Paris mit dem “Art sur Table” des “Conseil National des Art Culinaire“ ausgezeichnet.

1996

Castiglioni gewinnt den “IF Design Wettbewerb” des Industrie Forum Design, Hannover.

1996

Der Designer erhält die Auszeichnung “Longevity-Langlebigkeit” des Design Centers Stuttgart.

1997

Das Magazin “A&W - Architektur & Wohnen“ kürt erstmals den A&W-Designer des Jahres. Erster Preisträger wird Achille Castiglioni, der "Grandseigneur" des italienischen Designs.

1998

Achille Castiglioni entwirft für Flos die Hängeleuchte "Diabolo", für die er als Achtzigjähriger erneut den “Compasso d'Oro“ erhält. Die Lampe, in deren Mitte diabolisch zwei Metallkegel zusammen laufen, verströmt nach oben einen weichen und emotionalen Lichtkegel und ist auch ausgeschalten ein echter Hingucker.

1999

Castiglioni ist Preisträger des “Targa d'Oro Unione Italiana per il Disegno” der Fakultät für Architektur in Genua.

1999

Achille Castiglioni macht den Ersten Platz beim Wettbewerb “Sostegni per l'Ambiente”, zusammen mit Michele De Lucchi.

2001

Der jüngste der drei Castiglioni-Brüder erhält die Ehrendoktorwürde für Industriedesign des Politecnico di Milano.

2002

Achille Castiglioni stirbt in Mailand im Alter von 84 Jahren.